Öko-Obstbauern für mehr Biodiversität
Immer mehr "Allerweltsarten" wie z.B. der Feldsperling oder Hummeln sind bedroht. In Deutschland sind nach Schätzungen etwa 70 % der bedrohten Arten direkt an landwirtschaftliche Nutzungssysteme gebunden (BfN 2012). Die Art der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist daher für den Artenschutz von erheblicher Bedeutung.
Erwerbsobstanlagen werden oft zwischen 15 und 25 Jahren genutzt und in dieser Zeit verändert sich ihre Struktur kaum. Gerade in einer jährlich bewirtschafteten, sich verändernden Umgebung können Obstanlagen daher ein wichtiger Rückzugsort für viele Arten sein. Gleichzeitig finden sich in Obstanlagen verschiedene Lebensräume auf engem Raum, darunter Säume, Wiesen, offene Bereiche und Bäume.
Im Öko-Obstbau spielt Biodiversität eine sehr wichtige Rolle bei der Gesunderhaltung der Pflanzen. Die Förderung von Nützlingen (z.B. Blattlausräubern) ist ein wichtiger Eckpfeiler des Anbausystems.
Dieses Potential ihrer Obstanlagen als Lebensraum für viele Arten wollen die Öko-Obstbauern jetzt noch intensiver nutzen und entwickeln und damit einen aktiven Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität in der Agrarlandschaft leisten.
Erprobung in Pilotbetrieben
Ziel ist es, Maßnahmen zu entwickeln, um Naturschutzziele möglichst effektiv in das Anbausystem zu integrieren. Die Obstbäuerinnen und Obstbauern haben mögliche Maßnahmen gemeinsam mit Anbau- und Naturschutzexpertinnen und -experten erarbeitet und wollen sie jetzt zusammen mit diesen zur Praxisreife bringen. Sie agieren so als Botschafter für mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft.
Die Maßnahmen werden zunächst in Pilotbetrieben erprobt und optimiert. Anschließend werden sie von einem größeren Kreis von Betrieben erprobt und in der Folge im Schneeballprinzip weiter-verbreitet.
Das Projekt wird in den großen Obstbauregionen Deutschlands durchgeführt: Bodenseeraum, Südbaden, Neckarraum, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niederelbe / Altes Land und Sachsen. Dadurch wird eine hohe Flächenwirkung gewährleistet. Die Kulturlandschaften sind teilweise stark durch den Obstbau geprägt; sie unterscheiden sich u. a. in den Obstarten, der Anlagengröße und den natürlichen Voraussetzungen.
Karte: Lage der teilnehmenden Betriebe
Durch das große Engagement der Öko-Obstbauern können die Maßnahmen auf einer hohen Anzahl von Betrieben in jeder Region erprobt und angepasst werden.
Vielfalt in der Öko-Obstanlage
Die Maßnahmen umfassen unter anderem die Etablierung von Blühstreifen aus heimischen Wildkräutern in der Fahrgasse, von Hochstaudensäumen am Anlagenrand, das Pflanzen von Kleinsträuchern am Anfang und Ende der Baumreihen sowie das Anbringen von Nisthilfen für Wildbienen und Vögel.
Von Obstbauern und Wissenschaftlern werden gemeinsam Maßnahmenpakete entwickelt, wie für wichtige Artengruppen in den Obstanlagen Lebensraum geschaffen werden kann.
Kriterien für den naturschutzfachlichen Erfolg der Maßnahmen sind unter anderem die Erhöhung der Artenvielfalt bei Insekten und die erfolgreiche Förderung bestimmter Artengruppen wie z.B. Wildbienen oder Tagfalter.
Maßnahmen, die erfolgreich in das Anbausystem integriert werden können und bei der Erprobung einen positiven Effekt auf die Artenvielfalt zeigten, sollen in einem Maßnahmenkatalog zusam-mengefasst werden. Dieser soll sowohl von der Beratung, der Ausbildung angehender Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter als auch als Basis für die Richtlinienarbeit der Öko-Verbände genutzt werden.
In einem von der Universität Hohenheim begleiteten Teilprojekt werden die Ergebnisse dieses Projektteils auf junge Streuobstwiesen übertragen: Biodiversität in Streuobstwiesen
Sandbienen nutzen Öko-Obstanlagen als Lebensraum:
Abschlusskurzfilm zum Ökoteil des Projektes: